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Alter Beichtstuhl wird zum offenen Bücherregal

Seit gut einer Woche können sich Interessierte in der St.-Georg-Kirche in Hiddingsel am offenen Bücherregal bedienen. Dafür wurde einer der beiden alten Beichtstühle umgebaut.

Der alte Beichtstuhl wurde zum offenen Bücherregal umgebaut: Dorothee Aerdken, Elke Dennstedt, Martha Voß, Mechtild Deipenbrock sowie Martha Lütke Uhlenbrock (von links) sind glücklich, dass das Projekt erfolgreich umgesetzt wurde.

Alter Beichtstuhl wird zum offenen Bücherregal
Ungewöhnliches Projekt in St. Georg Hiddingsel

Hiddingsel (pbm/mek). „Es sieht aus, als würde es hier immer schon stehen. Wir sind begeistert“, freut sich Martha Voß gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen der Katholischen Öffentlichen Bücherei (KÖB) St. Georg Hiddingsel. Im Blick haben sie das neue offene Bücherregal im Seitenschiff ihrer Kirche. Aus dem können sich Interessierte nun Bücher herausnehmen und im Gegenzug neue hineinstellen. Nicht nur das neunköpfige Team ist begeistert. „Wir haben schon viele positive Rückmeldungen bekommen“, informiert Mechthild Deipenbrock. Dabei steht das neue offene Bücherregal erst seit gut einer Woche in der St.-Georg-Kirche.
 
Dieses Regal ist aber nicht einfach nur ein Regal. Es ist eine Maßanfertigung, die für einen der beiden alten Beichtstühle angefertigt wurde. Von der Idee bis zur Umsetzung hat es rund zwei Jahre gedauert, wobei das Projekt vor einem halben Jahr richtig Fahrt aufnahm. „Wir haben schon länger überlegt, wie wir ein offenes Bücherregal gestalten können und wo der geeignete Ort dafür ist. Eine gute Lösung hatten wir aber nie“, erklärt Voß. Der Außenbereich rund um das Pfarrheim kam nicht in Frage. „Dann haben wir uns das offene Regal in der Roruper Kirche angeschaut. Das Konzept fanden wir schon mal super“, berichtet Deipenbrock. Pfarrer Ferdinand Hempelmann hatte die zündende Idee. „Er schlug vor, einen der beiden Beichtstühle, die so gut wie gar nicht genutzt werden, umzubauen“, berichtet Dorothee Aerdeken vom Kirchenvorstand St. Georg. Gesagt, getan. Dank der Zusage des Projektförderprogramms in der Pastoral „Experimente wagen“ des Bistums, das 80 Prozent der Kosten übernahm, war die Finanzierung gesichert.

Der mehr als 100 Jahre alte Beichtstuhl, der in die Wand eingelassen ist, wurde gründlich geputzt, die violetten Vorhänge wurden entfernt. Die Handwerker der Lüdinghausener Schreinerei Pinnekamp setzten die bereits in der Werkstatt gefertigten Teile ein. Jetzt gibt es in den beiden Seitenteilen jeweils ein Regal mit fünf Böden, in der Mitte des Beichtstuhls ist eine Magnetwand für aktuelle Informationen sowie eine Ablage montiert. „So können wir noch den Zugang öffnen, damit wir an die Stromversorgung kommen“, erklärt Voß. Aussortierte Kinderbücher, Belletristik oder Krimis füllen die Regale. „Es sind auch schon neue Bücher hinzugekommen“, hat Deipenbrock beobachtet.

 
Durch diese Lösung sind die Bücher nicht nur vor der Witterung geschützt, sondern sie wird vielleicht auch von Menschen aufgesucht, die sonst nicht in die Kirche gehen. „Es ist ein niederschwelliges Angebot, und der liturgische Raum wird neu genutzt. Es ist ein Ort für alle, unabhängig von Alter, Geschlecht und Religion“, betont Aerdken und Voß fügt hinzu: „Die Menschen erleben den Kirchenraum anders als gewohnt. Und für die Kinder ist es auch schön, die Kirche positiv zu empfinden und nicht von dem großen Raum eingeschüchtert werden.“

Die Bücherei, die mittwochs und sonntags öffnet, ist im benachbarten Pfarrheim untergebracht. „Wir haben rund 2.400 Medien von Zeitschriften über aktuelle Literatur bis hin zu Tonies“, berichtet Elke Dennstedt. Und Voß fügt hinzu: „Wir sind eine der kleinsten Büchereien, aber mit rund 3.400 Ausleihen im letzten Jahr wurden wir sehr gut besucht.“ In diesem Jahr wird das Team diese Zahl wohl noch toppen, denn bereits nach einem halben Jahr haben sie 2.400 Ausleihen gezählt. „Bücher sind wieder mehr gefragt, aber wenige wollen sie kaufen. Wir schaffen jedes Jahr rund 450 neue Medien an, weil der Bedarf so groß ist“, berichtet Deipenbrock. Tonies, die das Team seit vier Jahren ausleiht, seien gerade bei jungen Familie sehr gefragt. „Wir sind ein Treffpunkt und mit unseren Angeboten vom Bibliotheksführerschein für Kinder, Lesungen im Seniorenheim oder den Buchvorstellungen im Herbst sowie den Flohmärkten ein echtes Highlight im Dorf“, ist Aerdken stolz auf das Angebot in der Gemeinde.
 
Während der Öffnungszeiten der St.-Georg-Kirche täglich von 9 bis 18 Uhr ist das offene Bücherregal zugänglich.

 

Foto: 
Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe
23.07.2024